1618 bis 1623: Niederrodenbach in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Kriegs

In den ersten vier Jahren des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) blieb Rodenbach wohl weitgehend vom kriegerischen Geschehen verschont. Das änderte sich spätestens ab 1622. Dazu schreibt Schlott: „Doch dann brach Marschall Tilly aus dem bayerischen Raum zur Eroberung der bereits von den Spaniern angegriffenen Rheinpfalz auf, und bald machte auch unser Dorf erstmals schreckliche Bekanntschaft mit den zur Vernichtung des Protestantismus ausgezogenen Truppen.“

Pfarrer Wendelin Seipel hatte noch am 8. Juni 1621 eine Sitzung des Presbyteriums gehalten. Danach war es ihm nicht mehr möglich. „Während immerwährendem Kriegsunwesen und Durchzügen (konnte) eine Zeitlang kein Presbyterium gehalten werden“, schrieb er ins Kirchenbuch und ließ – offensichtlich um diese später nachzutragen – einige Seiten frei, wozu er dann aber wohl nicht mehr die Zeit fand. Pfingsten und Weihnachten 1622 als auch Ostern 1623 konnten „wegen der Kriegsplünderungen keine Abendmahlfeiern abgehalten werden. Schlott: „Danach war die Armut so groß, dass man in der Kirche das „Armensäckelchen nicht mehr umtragen lassen konnte, weil nur noch arme Leute da waren. Erst am 10. August 1623 beschloss das Presbyterium, diesen Armensäckel doch wieder in Umlauf zu setzten (…). In diesem Beschluss wird ausdrücklich auf die „vorgefallene Kriegsverheerung und Plünderung“ Bezug genommen. Wie beängstigend diese Plünderungen waren, geht schon daraus hervor, dass in dieser kurzen Zeit Pfarrer und Gemeinde mindestens schon zweimal das Dorf verlassen hatten und nach Hanau geflohen waren.“ Die Stadt Hanau wurde damals von den umliegenden Dörfern häufig als Zufluchtsstätte aufgesucht.

(Quelle: Schlott S. 87 f